Liebe Leserinnen und Leser,

wir freuen uns auf Ihre Beiträge für den Pfarrbrief unserer Pfarrei.
Diese können Sie uns gerne per E-Mail zukommen lassen. Bitte beachten Sie den jeweiligen Termin für den Redaktionsschluss am 10. des Vormonats.

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"Liebst du mich?"

Die Osterzeit neigt sich dem Ende zu. Sie ist für mich die schönste und die aufregendste Zeit im Jahr. Eine Zeit der Sehnsucht und ihrer Erfüllung. Eine Zeit der Vergebung und der Heilung. Eine Zeit der Liebe und der Sendung. Die Jüngerinnen und Jünger dürfen dem Auferstandenen begegnen und ihre persönlichen Erfahrungen mit ihm machen.
 
Eine der schönsten Auferstehungsevangelien, wie ich finde, ist der Dialog zwischen Jesus und Simon Petrus am See von Tiberias. Ein Evangelium, welches mir an Scheidewegen meines Lebens „zufällt“. Es erzählt von einer sehr intimen und zärtlichen Begegnung. Jesus fragt Simon Petrus und zugleich jede und jeden von uns: liebst du mich wirklich?
 
Bevor wir gemeinsam auf das Wort schauen, lade ich Euch herzlich dazu ein, das Johannesevangelium 21,15-19 zu lesen und Euch von ihm berühren zu lassen.
 
Die Szene beginnt sehr gewöhnlich mit einem einfachen Frühstück am See, aber  es ist ein Frühstück mit Jesus. Gemeinsame Mahlzeiten waren damals sehr wichtig. Zu den Mahlzeiten versammelte sich die Familie. Es trafen sich Menschen, die sich nahestanden. Sie aßen gemeinsam und zeigten sich so gegenseitig ihre Liebe. Anders als wir heute, aßen sie nicht im „Vorbeigehen“, sondern mit Achtsamkeit. Auch Jesus drückt seine Liebe für die Seinen aus, indem er das Frühstück für sie vorbereitet. Er entzündet das Kohlenfeuer, er gibt ihnen zu essen, er ist ihnen nah. Jesus schafft eine Atmosphäre der Liebe und des Angenommenseins. Jesus gibt sich viel Mühe. Er dient. Er möchte es Simon Petrus leicht machen, die durch die Verleugnung (Joh 18,15-27) „zerbrochene“ Beziehung wieder aufzunehmen. Er zieht sich nach Simons Verrat nicht beleidigt zurück. Er ergreift die Initiative.
 
Fragen wir uns selbst: Wie gestalten wir das Setting für unsere Gespräche? Investieren wir Zeit und Kraft für die Vorbereitung? Ergreifen wir bei schwierigen Gesprächen die Initiative? Was können wir hier von Jesus lernen?
 
Nachdem sie gefrühstückt haben, fragt Jesus Petrus dreimal, ob er ihn liebt? Jesus  - anders als wir es wahrscheinlich täten  - macht Simon keine Vorwürfe. Er thematisiert die Gründe für seine Untreue nicht. Jesus interessiert nicht die Vergangenheit, sondern das Hier und Jetzt. Jetzt ist „Kairos“, der alles entscheidende Augenblick, welcher die Weichen für ihre gemeinsame Zukunft stellt.
Warum fragt Jesus Simon ausgerechnet: Liebst du mich?
Petrus weiß wahrscheinlich in diesem Augenblick noch nicht, zu welchem Dienst Jesus ihn erwählt  - und uns ist es meistens zum Zeitpunkt der Wahl auch nicht immer bewusst. Jesus erwählt Simon und jede und jeden von uns für einen Liebesdienst. Er wählt uns für einen Liebesdienst an seiner Herde aus, für einen Liebesdienst an seinen Menschen. Jesus ist Liebe, und Liebe interessiert sich ausschließlich für die Liebe. Sie fragt nicht nach unserer Qualifikation, nach unseren Beziehungen, nach unserem Besitz. Die Liebe wird in kleinen alltäglichen Dingen spürbar. Die hl. Therese von Lisieux erzählt in ihrem Buch „Geschichte einer Seele“, wie sie aus Liebe zu Jesus einen kleinen Liebesdienst übernimmt. Sie begleitet eine Schwester, die eine Behinderung beim Gehen hat, täglich zum Refektorium. Dies ist keine einfache Aufgabe, weil die Schwester eine genaue Vorstellung davon hat, wie sie geführt werden will. Jeder der Handgriffe, die Therese ausführt, muss sitzen. Sogar, wie sie die Schwester im Refektorium setzt und ihr die Ärmer hochkrempelt. Ansonsten bekommt sie von ihr kritische Bemerkungen. Therese bleibt bei den Bemerkungen still. Als sie eines Tages sieht, dass die Schwester auch Schwierigkeiten beim Zerkleinern der Brotstücke mit ihren Händen hat, übernimmt sie spontan diese Tätigkeit für sie. Thereses Liebe und Geduld verwandeln mit der Zeit das Herz der Schwester.
Fragen wir uns selbst: Ist Liebe der Motivator für unser Tun? Welche Frage würden wir stellen, wenn wir jemanden für einen Dienst engagieren möchten?
 
„Herr, du weißt alles; du weißt, dass ich dich liebe.“ Jesus weiß alles über Petrus, er kennt seine Absichten, seine Wunden und seine Schwächen. Er kennt auch uns.
Petrus ist einen langen Weg mit Jesus gegangen. Einen Weg, der ihn demütig gemacht hat. Jesus deutet auch an, welchen Weg Petrus noch zu gehen hat.
 
Für jede und jeden von uns bleibt am Ende die Frage: Wollen wir uns immer tiefer von Jesus in den Liebesdienst nehmen lassen?


Eure Pastoralreferentin
Anna Firla

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