Ökumene

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# Salvator Hineingeschaut

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Ein Blick in den Kalender zeigt: Ende dieser Woche ist Reformationstag. Als ich das bei der Vorbereitung dieses Textes bemerkte, musste ich sofort an den in diesem Jahr durch die Corona-Pandemie ausgefallenen Erntedank-Umzug mit den evangelischen Nachbargemeinden denken. Auch der Emmausgang und der Wortgottesdienst in der Weltgebetswoche im Januar fielen mir ein. Diese und viele andere gemeinsame Gottesdienste und Feiern sind uns seit vielen Jahren vertraut. Aber seit wie vielen eigentlich? Und gab es in früheren Jahrzehnten auch schon Beziehungen der Christen in Lichtenrade untereinander oder ist das eine Erscheinung der letzten Jahre?

Unser Archiv und unsere Chronik geben auf diese Fragen keine vollständigen Antworten, da Berichte darüber nicht systematisch gesammelt wurden.

Wenn man so will, reichen die Verbindungen bis in die Anfänge des 20. Jahrhunderts zurück: Die Stephanuskapelle, 1912 geweiht, wurde zuvor von einer evangelisch-freikirchlichen Gemeinschaft Bethel genutzt. Das Grundstück Bahnhofstr. 8 hatte ein Lichtenrader Architekt, Reinhold Schober, der Besitzerin abgekauft und es Pfarrer von Strombeck in Herz Jesu Tempelhof, der nach einem geeigneten Gottesdienst-Raum in Lichtenrade suchte, angeboten.

Über die Zusammenarbeit oder gemeinsame Unternehmungen in den frühen Jahren konnte ich bislang noch nichts finden, doch gleich nach dem Zweiten Weltkrieg mehren sich die Hinweise.

So war es üblich, dass am Kinderkrankenhaus für alle Schülerinnen der Pflegeschule Exerzitien mit Vorträgen stattfanden. Die Schwesternchronik vermerkt, dass auch die evangelischen Schülerinnen, denen die Teilnahme freigestellt war, diese Vorträge, z. B. 1948 von Pater Alfred Rothe, S.J. (1907-1973), mit Interesse besuchten.

Als im Juli 1952 der Grundstein zum Wohnblock der evangelischen Alexandra-Stiftung an der Briesingstraße Ecke Bahnhofstraße gelegt wurde, betonte der Redner „Wir wollen gute Nachbarschaft halten mit unseren katholischen Brüdern."

Am 20. 10. 1954 fand in der Dorfkirche eine Feierstunde der Una-Sancta-Bewegung statt. Der Organisator, Dr. Arndt Bischoff, bedankte sich am Folgetag ausdrücklich für die Teilnahme von Pfarrer Lütkehaus und der Mutter Oberin des Krankenhauses und sprach dabei „vom Geschenk [das] uns der Herr der Kirche mit der Einheit in Christus immer wieder machen will“.

In den 60er Jahren gab es z. B. 1967 in unserem Gemeindesaal Gespräche zwischen Pfarrer Boeck von der evangelischen Gemeinde und Kaplan Tanzmann. Themen waren die Gemeinsamkeiten und Unterschiede in der Liturgie und ökumenische Fragen.

1968 begannen dann, nachdem zum ersten Mal die Themen dafür von den christlichen Kirchen gemeinsam erstellt worden waren, die regelmäßigen ökumenischen Wortgottesdienste in der „Weltgebetswoche für die Einheit der Christen“ zwischen dem 18. und 25. Januar. Abwechselnd finden sie seitdem in einer der evangelischen Kirchen und unser Salvatorkirche statt.

Machen wir einen größeren Sprung in unserer Gemeindegeschichte:

Der ökumenische Jugendkreuzweg in der Fastenzeit wird seit 1998 jedes Jahr in Salvator vom Projektchor gestaltet.

Den gemeinsamen Erntedank-Umzug gibt es seit 2003.

Von 2012 bis 2019 fanden sich evangelische und katholische Christen alljährlich zum ökumenischen Adventskalender in der Bahnhofsstraße zusammen.

Der Emmaus-Gang am zweiten Mittwoch nach Ostern fand 2013 erstmals statt.

Viele weitere gemeinsame Unternehmungen zeugen von der Verbundenheit der Lichtenrader Christen: die Aktivitäten der ökumenischen Umweltgruppe, der von der ökumenischen Frauengruppe vorbereitete Weltgebetstag im März, die ökumenische Bläsergruppe, Segnungsgottesdienste der Schulkinder u.v.a.m.

In diesem Jahr konnten wir den größten Teil all dieser gemeinsamen Aktivitäten nicht begehen. Hoffen wir, dass wir in Nach-Corona-Zeiten an diese Vielfalt wieder anknüpfen können.

Dass das bald sein möge wünscht uns allen

Ihre/Eure Regina Mahlke, Chronistin

Bis zum nächsten „Hineingeschaut“ am 17. November 2020!

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