16/08/2021 0 Kommentare
Kardinal Bengsch
Kardinal Bengsch
# Salvator Hineingeschaut

Kardinal Bengsch
Vor kurzem fand ich im Internet im Pfarrblatt einer Gemeinde eine Artikelserie, die sich mit allen Bischöfen befasste, die mit dieser Gemeinde je zu tun hatten. Auch hier soll es heute um einen Bischof gehen, der enge Beziehungen zu unserer Salvator-Gemeinde hatte.
Gestern vor 60 Jahren, am 16. August 1961, wurde Weihbischof Alfred Bengsch durch Papst Johannes XXIII. als Nachfolger des nach München berufenen Julius Kardinal Döpfner zum Bischof von Berlin ernannt. Da sich sein Geburtstag am 10. September in diesem Jahr zum 100. Male jährt, liest man überall Erinnerungen an ihn, werden Ausstellungen vorbereitet, erscheinen Artikel und eine neue Biographie. Warum nun also auch noch ein Beitrag an dieser Stelle? Was soll ein Blick in unser Archiv da noch beisteuern können?
Vor allem die Chronik der Heiligenstädter Schulschwestern, die das Kinderkrankenhaus leiteten und von der wir eine Kopie in unserem Bestand haben, gibt darüber Aufklärung. Der spätere Kardinal hatte eine ältere Schwester, Maria, die seit dem 1. Oktober 1938 als freie Schwester im Kinderkrankenhaus arbeitete. Das Verhältnis der Geschwister muss ein sehr gutes gewesen sein. In seinem Tagebuch „Die Hoffnung darf nicht sterben“ erwähnt der junge Student, der im März 1941 als Soldat zunächst einen Gestellungsbefehl nach Erfurt erhalten hatte:
„Gestern und vorgestern war Maria da. Mit der untrüglichen Ahnung der schwesterlich nahen Seele wußte sie, wie wertvoll dieser Besuch für mich sein würde. Weiterer Kommentar überflüssig. Sie möge mir immer bleiben, was sie ist.“ (1.7.1941, zitiert nach der Ausgabe München: Verlag Neue Stadt, 1981, S. 26)
So besuchte Alfred Bengsch das Kinderkrankenhaus ab und an, so z. B. am 28. März 1959 in der Osternacht, wo er das „Exultet“ sang und am Ostersonntag dann predigte. In dieser Zeit war er noch Dozent in Neuzelle. Wenig später (4.5.1959) wurde er, sehr zur Freude der Lichtenrader, die ihn da schon kannten, zum Weihbischof ernannt. Da er 1961 seinen Haupt-Wohnsitz als Bischof im Ostteil der Stadt nahm, wurden seine Besuche im Westteil schwierig. Nicht nur waren entsprechende Visa zu beantragen, jeweils für ein Vierteljahr im Voraus. Bis zum Jahre 1973 durfte er auch nur für 3 Tage im Monat nach Westberlin kommen und musste jeweils bis 24:00 Uhr wieder in Ostberlin zurück sein. Ab 1973 wurde das Übernachtungsverbot zwar nicht aufgehoben, doch er konnte dann im Vierteljahr 30 Tage Aufenthalt beantragen. So kam er nach Lichtenrade fast nur noch für Firmungen. Er setzte sich aber auch, als dem Kinderkrankenhaus 1977 zum ersten Mal die Schließung drohte, mit einem spontanen Informationsbesuch für die Erhaltung der Einrichtung ein.
Die beiden wichtigsten Besuche waren aber sicherlich die Diakonenweihe von Ronald Rother und Stephan Müller am 17. Juni 1977 in unserer Kirche und vorher, am 4. Februar 1973, die Feier des Dankgottesdienstes zum 40. Jahrestag der Benediktion der Kirche und des Kinderkrankenhauses. Kardinal Bengsch, so erfuhr es dabei die Gemeinde, kannte Salvator schon sehr lange:
„Es handelt sich nicht um ein Jubiläum, sondern es handelt sich um einen Tag des Dankes. Und ich möchte es [das Danken] gern mit Euch tun, weil ich selbst als Ministrant den ganzen Aufbau hier in Lichtenrade miterlebt habe.“
Bei diesem Rückblick bedenken wir beides: das Wachsen der Gemeinde und den Dienst des Krankenhauses.“ sagte er damals in seiner Festpredigt. Und weiter, nach Dank an die Schwestern und Msgr. Lütkehaus:
„Und der Gründer, Pfarrer Grabe, mein Heimatpfarrer, der mich wesentlich beeinflußt hat damals als Jungen und Ministranten, daß ich den Weg zum Priestertum fand, hat ja immer diesen Gedanken gehabt, daß die Kirche mit beidem in der Welt gegenwärtig sein muß: als Kirche mit dem Angebot der Frohen Botschaft und der Sakramente u n d im Dienst an den Kranken, an den Kindern oder an den Alten.“
Mahnend fügte er am Ende seiner Predigt hinzu:
„Vom Christen wird erwartet die helfende und heilende Hand – nicht nur in der Krankenpflege.
So laßt uns Eucharistie feiern […] mit der Bitte um den Mut, daß wir ihm nachfolgen: Sein Heil empfangen und mit ihm heilende Hände haben für alle, die uns brauchen.“
Eine ermutigende Aufforderung, finde ich, die heute so aktuell wie vor fast 50 Jahren ist.
Bis zum nächsten „Hineingeschaut“,
Ihre/Eure Regina Mahlke, Chronistin
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